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Moritz Lampert x Alberto
Green Love
Er griff schon als Kind zu den Schlägern und mischte bereits als Teenager bei den wichtigsten internationalen Turnieren mit – im Leben von Golfprofi Moritz Lampert dreht sich alles um das große Spiel mit dem kleinen weißen Ball. Wir sprachen mit dem 28 jährigen über Trainingstechniken, Glamourversprechen und die ewige Suche nach Perfektion.
Moritz, andere Kids wachsen mit Fußball, Skateboarding oder Tennis auf. Du hast dich schon in jungen Jahren für Golf entschieden. Wie kam es dazu?
Ich komme aus einer absolut golfbegeisterten Familie. Mein Großvater, der auch heute mit seinen mittlerweile 88 Jahren noch drei- bis viermal pro Woche auf dem Green steht, spielt schon seit Ewigkeiten und hat meine Eltern mit dem Golfvirus angesteckt. Mein älterer Bruder, meine jüngere Schwester und ich haben dementsprechend früh Platzluft geschnuppert und irgendwann dann auch zu den Schlägern gegriffen. Bei mir war das im Alter von ungefähr fünf Jahren. Ich war aber auch noch im Judo- und Eishockeyverein und habe eine ganze Weile Trompete gespielt, sprich Golf war erst einmal eines von vielen Hobbys. Ich war zwar schon als Zwölfjähriger in der Baden-Württemberg-Auswahl, habe mich dann aber doch erst mit 14 ganz aufs Golfspielen konzentriert.
Wann hat sich denn der Weg hin zum Profigolfen abgezeichnet und wie konsequent hast du deine Karriere verfolgt?
Nachdem ich Judo und Eishockey an den Nagel gehängt hatte, verbrachte ich sehr viel Zeit auf dem Green und wurde dann auch ziemlich schnell ziemlich gut. Ich hatte einen Riesenspaß am Sport und habe als 15 Jähriger auch in der Nationalmannschaft gespielt, aber ein Leben als Profi konnte ich mir lange überhaupt nicht vorstellen. Erst mit 17 oder 18 freundete ich mich schließlich mit der Idee an, mein Hobby zum Beruf zu machen, wobei der Übergang relativ fließend war. Nach meinem Abitur 2011 habe ich zunächst anderthalb Jahre Vollzeit auf Amateurbasis gespielt, um zu sehen, wie weit ich wirklich komme. Das Training war damals schon auf Profiniveau und für die Turniere bin ich kreuz und quer über den Globus geflogen. Ende 2012 war ich dann unter den zehn besten Amateurgolfern der Welt, und ab da war der Weg für mich klar.
Wo stehst du denn aktuell im internationalen Ranking?
Aktuell müsste ich in der Weltrangliste der Profis so ungefähr auf Platz 530 von etwa 3.000 stehen. Natürlich gibt es noch deutlich mehr professionelle Spieler, allerdings muss man sich erst einmal durch ein gutes Ergebnis für die Weltrangliste qualifizieren. Durch Corona sind für mich leider wahnsinnig viele Turniere ausgefallen, während in anderen Teilen der Welt weitergespielt wurde.
ALBERTO Golf Looks
Foto: Thomas Hoeffgen
Profisport ist nicht nur Glamour, sondern auch Disziplin und Verzicht. Worauf verzichtest du?
Das Leben der absoluten Golfstars ist ganz ohne Frage glamourös, aber jenseits der besten 250 Spieler relativiert sich das Ganze dann schon sehr. Ich würde auch nicht sagen, dass ich auf irgendetwas verzichte oder verzichtet habe. Klar, in der Schulzeit habe ich zugunsten eines Turniers auch mal die eine oder andere Party sausen lassen und war wohl auch weniger unterwegs als meine Freunde, aber das hatte für mich nie etwas mit Verzicht zu tun. Ich führe einfach ein gesundes Sportlerleben und fühle mich wohl mit dem, was ich mache.
Was schätzt du am Golfen? Und was gefällt dir nicht?
Ich mag die Tatsache, dass Golfen ein Individualsport ist. Selbst im Team bin ich ausschließlich für meine eigene Leistung verantwortlich. Fluch und Segen des Golfsports ist die Suche nach Perfektion. Eine Perfektion, die unmöglich erreicht werden kann. Allein schon, weil jeder Platz anders ist und sich die äußeren Faktoren, sprich Wind und Wetter, jeden Tag ändern.
Golf ist ein hartes
Technikbrett, oder?
Technikbrett, oder?
Ja, auf jeden Fall. Technik ist das A und O beim Golfen, wobei ich denke, dass sportliche Anfänger relativ schnell auf ein ganz gutes Spiellevel kommen können. Die letzten paar Prozent Technikskills machen dann letztendlich den Unterschied zwischen reinem Hobbyspieler, ambitioniertem Amateur und Profi. Mein Training ist zwar ziemlich zeitintensiv, aber weniger körperlich als mental fordernd, weil man hochkonzentriert an kleinsten Raffinessen feilt. Diese Konzentration über eine fünfstündige Turnierrunde plus 90 Minuten Vorbereitung beizubehalten ist wahnsinnig anstrengend, zumal so ein Turnier über vier Tage geht und ich durchschnittlich 30 Turniere im Jahr bei unterschiedlichsten Witterungen und Temperaturen spiele. Das kann mitunter ganz schön an die Substanz gehen, aber eigentlich kann ich mir nichts Besseres vorstellen.
Wie sieht dein typischer Trainingstag aus?
ALBERTO Golf Looks
Foto: Thomas Hoeffgen
Ich trainiere sechs Tage die Woche. In der Vorbereitungsphase auf ein Turnier stehe ich gegen 6.30 Uhr auf, bin dann um 8.00 Uhr auf dem Green und spiele durchschnittlich sechs Stunden. Nach der Mittagspause geht‘s dann noch für ein bis eineinhalb Stunden ins Fitnessstudio. Eigentlich unterscheidet sich mein Arbeitstag zeitlich nicht wesentlich von dem anderer Leute. Er ist halt mit Golfspielen statt mit Akten oder anderem Kram gefüllt. Und zusätzlich ist die Natur mein Büro, wenn du so willst, was meinen Job wirklich zu einem absoluten Traum macht.
Mit welcher Technik (- App) hältst du dich fit?
Wir nutzen verschiedene Technik-Apps, um unsere Runden auszuwerten, aber eigentlich sind wir ziemlich oldschool unterwegs und analysieren am Flug des Balls, was gut lief und was danebenging. Zudem arbeite ich mit Whoop. Das ist ein Fitnessband, das mich über die Metriken Ruhepuls, Herzratenvariabilität und Schlaf über den Zustand meines Körpers informiert. Ich nutze Whoop vor allem, um die einzelnen Phasen meines Athletiktrainings optimal zu steuern.
Steckst du dir Ziele im Vorfeld einer Saison?
Ja, auf jeden Fall. Ich arbeite gerne auf Ziele hin, und dabei gilt: je höher der Druck, desto besser meine Performance.
Deine längste geschlagene Weite?
Das waren so 350 bis 360 Meter, wobei die Flugweite eines Balls wirklich relativ ist, weil sie von so vielen Faktoren abhängt. Die Temperaturen spielen hier ebenso eine Rolle wie die Luftfeuchtigkeit und die Luftdichte ...
... und wie viele
Hole-in-one gehen auf dein Konto?
Hole-in-one gehen auf dein Konto?
Aktuell sind das vier. Ich habe 1997 angefangen Golf zu spielen, hatte mein erstes Hole-in-one 2014 und im selben Jahr kamen dann innerhalb von drei Monaten noch drei weitere hinzu. Seitdem ist Hole-in-one-Sendepause.
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Foto: Patrick Lanowy
Tipps vom Pro zum Rookie: Was würdest du einem Anfänger mit auf den Weg geben?
Geduld ist die vielleicht wichtigste Tugend im Golfsport. Als Anfänger sollte man nicht gleich zu den Sternen greifen, sondern sich auf die Basics konzentrieren. Versuch, gut am Ball zu stehen und einen guten Griff zu haben. Wie bei allen Sportarten gilt: Wer früh anfängt, kommt weiter. Aber selbst, wenn es bei dir nicht zum Profilevel reicht, solltest du den Spaß an der Sache genießen.
Dein liebstes Green?
Der schönste Golfplatz, auf dem ich jemals gespielt habe, war Leopard Creek in Südafrika. Der Platz liegt direkt am Rande des Krüger-Nationalparks, und es kommt immer wieder vor, dass Elefanten neben dem Platz stehen oder Leoparden über den Rasen schleichen. Eine absolut atemberaubende Szenerie.
Das Golf-Luggage will transportiert werden. Hast du ein Traumauto?
Mein Auto sollte schwarz, relativ geräumig und einigermaßen schnell sein. Die Marke spielt dabei eigentlich keine Rolle.
Lass uns über deine Arbeitskleidung sprechen. Welche Ansprüche stellst du an Golfwear? Was muss sie können und wie sollte sie aussehen?
Golfwear und speziell Golfhosen müssen funktional sein und den Spieler bei jeder Witterung in ihrer Performance unterstützen. Alberto Golf macht hier meiner Meinung nach einen super Job und ist für mich der optimale Partner. Die Auswahl an Styles ist groß, das Zusammenspiel von Schnitt, Stoff und Features perfekt und meine Lieblingspassform finde ich passend für jedes Wetter.
ALBERTO Golf Looks
Foto: Thomas Hoeffgen
Gestern war es beispielsweise noch warm genug für eine Sommerhose, aber heute ist es bei neun Grad und Wind ziemlich frisch und ich habe mich für Thermopants mit dem gleichen Schnitt entschieden. Dabei stehe ich zwar vor allem auf klassische Farben wie Schwarz, Grau und Dunkelblau, greife aber durchaus auch mal zu helleren Tönen.
2021 steht vor der Tür. Was wünscht du dir für das kommende Jahr?
Natürlich hoffe ich, dass wir alle die Pandemie bald hinter uns lassen und zum Alltag zurückkehren können. 2020 war für den Golfsport in vielen Belangen ein verlorenes Jahr. Ich gehe zwar davon aus, dass 2021 auch noch schwierig sein wird und nicht alles glatt läuft, aber mein größter Wunsch ist es, endlich wieder Turniere zu spielen und Ende nächsten Jahres wieder in die European Tour einzusteigen. Ich habe die Zeit für ein intensives Training genutzt und mich spielerisch sehr gut weiterentwickelt.